Alter Kahn und junge Liebe

Spielfilm aus der DDR von 1956
Regie Hans Heinrich
Drehbuch Hans Heinrich
Musik Gerd Natschinski
Kamera Eugen Klagemann
Darsteller Schiffer Borchert - Alfred Maack
Marie Borchert, seine Frau - Erika Dunkelmann
Karl Borchert, ihr Sohn - Götz George
Schiffer Vollbeck - Gustav Püttjer
Anne, seine Nichte - Maria Häussler
Kapitän Richter - Horst Naumann
und andere

Der alte Schiffer Heinrich "Hinnerk" Borchert will sich in den 1950er-Jahren in der DDR nicht dem Fortschritt beugen und als privater Schiffseigner mit seinem Lastkahn "Marie" weiterfahren. Er tut es auch für seinen Sohn Karl, der es einmal besser haben soll. Deshalb musste er eine Hypothek von 30.000 Mark aufnehmen, deshalb überlädt er auch sein Schiff mit Zement, um mehr Geld zu verdienen. Sein alter Freund und Kollege Hermann Vollbeck hingegen, Mitglied der Deutschen Schifffahrtsunion, hat diese Sorgen mit seinem Kahn "Anne" nicht. Außerdem leistet ihm seine hübsche Enkelin, die Schiffbaustudentin Anne, während ihrer Ferien Gesellschaft.

Beide Lastkähne machen sich mit ihrer Ladung auf den Weg von Berlin nach Waren an der Müritz. Begleitet werden sie vom Schleppdampfer "Horst", der von Kapitän Horst Richter gesteuert wird. Die hübsche muntere Anne zieht zugleich die Aufmerksamkeit von Karl und von Horst auf sich. Während Karl sich ihr eher schüchtern nähert, zieht der flotte Herzensbrecher Horst alle Register seiner Verführungskunst. Anne zieht es zu Karl. Das sieht dessen Vater gar nicht gern, denn Karl hat zu arbeiten, zumal es mit dem überladenen Kahn zunehmend Schwierigkeiten gibt. So passiert dann auch bald, wovor alle den alten Schiffer warnten: Der Kahn setzt auf Grund. Karl, der gerade am Steuer ist, wird vom Vater ebenso beschimpft wie Anne. Dank Horsts Schleppkahn kann das Malheur beendet werden. Doch einen Abend später gibt es eine Sturmwarnung, Schiffer Borchert will trotzdem weiter nach Waren, er braucht dringend Geld ...

Mit diesem Film knüpfte die DEFA an ihren Publikumserfolg "Kahn der fröhlichen Leute" (1950) an, den Hans Heinrich ebenfalls im Binnenschiffermilieu inszeniert hat. Die Rolle des Karl war nach einer Kinderrolle 1953 das eigentliche Filmdebüt von Götz George. Er filmte danach erst wieder 1988 in "Der Bruch" bei der DEFA. Seine Mutter im Film "Alter Kahn und junge Liebe" spielt Erika Dunkelmann, die Februar 2000 im Alter von 87 Jahren verstarb. Die gebürtige Rostockerin war zwischen 1954 und 1965 eine der meistbeschäftigten Schauspielerinnen in der DDR. Durch die Rolle der einfachen Arbeiterfrau Martha Vierbeiner in den beiden Thälmann-Filmen berühmt geworden, gewann sie die Herzen der Zuschauer vor allem durch die glaubhafte Verkörperung lebensechter Mütter - sie hatte selbst fünf Kinder. Zu ihren bekanntesten Filmen gehören der Zweiteiler "Schlösser und Katen" (1957), "Maibowle" (1959) und "Silvesterpunsch" (1960).

Götz Georges Herzensbrecher Horst gibt Horst Naumann. Er wurde am 11. November 2010 85 Jahre alt. Es war sein letzter DEFA-Film, bevor er 1958 nach West-Berlin flüchtete.

Horst Naumann wurde in Dresden geboren und absolvierte eine Schauspielausbildung am dortigen Konservatorium. Sein erstes Engagement erhielt er nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1946 am Stadttheater Burgstädt, dem er bis 1948 angehörte. Von 1953 bis 1957 drehte er neun Spielfilme bei der DEFA, darunter Wolfgang Staudtes "Leuchtfeuer" (1954) und "Carola Lamberti - Eine vom Zirkus" (1954) an der Seite von Stummfilmstar Henny Porten. Nach seiner Flucht hatte der bundesdeutsche Kinofilm für Horst Naumann Nebenrollen zu bieten, u.a. in "U 47 - Kapitänleutnant Prien" (1958), "Todesschüsse am Broadway" (1968/1969) und "Der Arzt von St. Pauli" (1968). Er eroberte die Boulevardtheaterbühnen in München, Hamburg und Berlin und spielte in zahlreichen Fernsehfilmen und -serien. So war er in der "Schwarzwaldklinik" als Dr. Römer zu sehen, und bis zum Ende dieses Jahre ist er als Schiffsarzt Dr. Schröder festes Crew-Mitglied auf der MS Deutschland und damit eines der Gesichter vom "Traumschiff". Nach 25 Jahren nimmt er von dieser Rolle Abschied.

   

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