Der alte Schiffer Heinrich "Hinnerk" Borchert
will sich in den 1950er-Jahren in der DDR nicht
dem Fortschritt beugen und als privater Schiffseigner
mit seinem Lastkahn "Marie" weiterfahren.
Er tut es auch für seinen Sohn Karl, der es
einmal besser haben soll. Deshalb musste er eine
Hypothek von 30.000 Mark aufnehmen, deshalb überlädt
er auch sein Schiff mit Zement, um mehr Geld zu
verdienen. Sein alter Freund und Kollege Hermann
Vollbeck hingegen, Mitglied der Deutschen Schifffahrtsunion,
hat diese Sorgen mit seinem Kahn "Anne"
nicht. Außerdem leistet ihm seine hübsche
Enkelin, die Schiffbaustudentin Anne, während
ihrer Ferien Gesellschaft.
Beide
Lastkähne machen sich mit ihrer Ladung auf
den Weg von Berlin nach Waren an der Müritz.
Begleitet werden sie vom Schleppdampfer "Horst",
der von Kapitän Horst Richter gesteuert wird.
Die hübsche muntere Anne zieht zugleich die
Aufmerksamkeit von Karl und von Horst auf sich.
Während Karl sich ihr eher schüchtern
nähert, zieht der flotte Herzensbrecher Horst
alle Register seiner Verführungskunst. Anne
zieht es zu Karl. Das sieht dessen Vater gar nicht
gern, denn Karl hat zu arbeiten, zumal es mit
dem überladenen Kahn zunehmend Schwierigkeiten
gibt. So passiert dann auch bald, wovor alle den
alten Schiffer warnten: Der Kahn setzt auf Grund.
Karl, der gerade am Steuer ist, wird vom Vater
ebenso beschimpft wie Anne. Dank Horsts Schleppkahn
kann das Malheur beendet werden. Doch einen Abend
später gibt es eine Sturmwarnung, Schiffer
Borchert will trotzdem weiter nach Waren, er braucht
dringend Geld ...
Mit
diesem Film knüpfte die DEFA an ihren Publikumserfolg
"Kahn der fröhlichen Leute" (1950)
an, den Hans Heinrich ebenfalls im Binnenschiffermilieu
inszeniert hat. Die Rolle des Karl war nach einer
Kinderrolle 1953 das eigentliche Filmdebüt
von Götz George. Er filmte danach erst wieder
1988 in "Der Bruch" bei der DEFA. Seine
Mutter im Film "Alter Kahn und junge Liebe"
spielt Erika Dunkelmann, die Februar 2000 im Alter
von 87 Jahren verstarb. Die gebürtige Rostockerin
war zwischen 1954 und 1965 eine der meistbeschäftigten
Schauspielerinnen in der DDR. Durch die Rolle
der einfachen Arbeiterfrau Martha Vierbeiner in
den beiden Thälmann-Filmen berühmt geworden,
gewann sie die Herzen der Zuschauer vor allem
durch die glaubhafte Verkörperung lebensechter
Mütter - sie hatte selbst fünf Kinder.
Zu ihren bekanntesten Filmen gehören der
Zweiteiler "Schlösser und Katen"
(1957), "Maibowle" (1959) und "Silvesterpunsch"
(1960).
Götz Georges Herzensbrecher Horst gibt Horst
Naumann. Er wurde am 11. November 2010 85 Jahre
alt. Es war sein letzter DEFA-Film, bevor er 1958
nach West-Berlin flüchtete.
Horst
Naumann wurde in Dresden geboren und absolvierte
eine Schauspielausbildung am dortigen Konservatorium.
Sein erstes Engagement erhielt er nach seiner
Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1946
am Stadttheater Burgstädt, dem er bis 1948
angehörte. Von 1953 bis 1957 drehte er neun
Spielfilme bei der DEFA, darunter Wolfgang Staudtes
"Leuchtfeuer" (1954) und "Carola
Lamberti - Eine vom Zirkus" (1954) an der
Seite von Stummfilmstar Henny Porten. Nach seiner
Flucht hatte der bundesdeutsche Kinofilm für
Horst Naumann Nebenrollen zu bieten, u.a. in "U
47 - Kapitänleutnant Prien" (1958),
"Todesschüsse am Broadway" (1968/1969)
und "Der Arzt von St. Pauli" (1968).
Er eroberte die Boulevardtheaterbühnen in
München, Hamburg und Berlin und spielte in
zahlreichen Fernsehfilmen und -serien. So war
er in der "Schwarzwaldklinik" als Dr.
Römer zu sehen, und bis zum Ende dieses Jahre
ist er als Schiffsarzt Dr. Schröder festes
Crew-Mitglied auf der MS Deutschland und damit
eines der Gesichter vom "Traumschiff".
Nach 25 Jahren nimmt er von dieser Rolle Abschied.