Lomonossow - Hofpoet und Naturforscher

Neunteilige sowjetische Fernsehserie von 1986
Regie Alexander Proschkin
Drehbuch Oleg Ossetinski, Leonid Nechoroschew
Musik Wladimir Martynow
Kamera Valentin Makarow
Darsteller Michail Lomonossow - Alexander Michailow/Igor Wolkow
Vater - Anatoli Wassiljew
Stiefmutter - Ljudmila Poljakowa
Moschkar - Andrej Dudarenko
Prokopowitsch - Sos Sarksjan
Netschajew - Alexander Tkatschjonok
Postnikow - Alexej Sharkow
Dmitri Winogradow - Oleg Menschikow
Krascheninnikow - Dmitri Kosnow
Jelisaweta - Natalja Saiko
Anna Joannowna - Marina Polizejmako
Elisa - Ilze Liepa
Professor Wolff - Juri Jarvet
Leonard Euler - Alexander Sirin
Krafft - N. Prokopowitsch
Frau Zilch - E. Zebertavicute
Trediakowski - Sergej Kokowkin
Sumarokow - Georgi Drosd
Jelena - Nastja Derewschtschikowa
Taubert - Georgi Drosd
Müller - Iwan Woronow
Taubert - Georgi Drosd
Katharina II. - Katrin Kohv
Daschkowa - M. Fedina
und andere

1. Kindheit
St. Petersburg im Jahre 1725. In der von ihm gegründeten Stadt liegt Peter der Große im Sterben. Seinen Nachfolgern hinterlässt er ein erneuertes, starkes Reich. Zu dieser Zeit ist Michail Wassiljewitsch Lomonossow, am 19. November 1711 als Sohn eines nordrussischen Bauern und Fischers geboren,13 Jahre alt.

Michails Vater weist seinen Jungen früh in die Geheimnisse der Seefahrt - so zum Beispiel den Umgang mit dem Kompass - ein. Und stets fragt Michail den Vater oder auch das Großväterchen "Warum?". Er lernt lesen und schreiben, und als ihm ein Freund zwei Bücher schenkt, verstärkt deren Lektüre seinen unbändigen Wissensdrang .
Darüber vergisst er zum Ärger des Vaters und der Stiefmutter so manches Mal die Arbeit. Sein sehnlichster Wunsch ist es , in Moskau studieren zu können.

Später einmal sagt Lomonossow, dass diese zwei Bücher das Tor zu seiner Gelehrtheit waren. Als Michail Lomonossow am 15. April 1765 stirbt, hat er u.a. die Wärme erklärt, das erste chemische Laboratorium Russlands errichtet, die erste russische Grammatik verfasst. In die Geschichte ging der Physiker, Chemiker, Dichter und Philosoph als Universalgelehrter ein. Doch der Weg zu wissenschaftlichem Ruhm war hart und entbehrungsreich - von Kindheit an.

Die an Originalschauplätzen und mit einem großen Darstellerensemble inszenierte neunteilige Serie lebt von der starken Authentizität der historischen und politischen Ereignisse, die das Leben Lomonossows prägten.

2. Auf nach Moskau
In Kargopolski, einem verbannten Gelehrten, findet der knapp 17-jährige Michail Lomonossow einen Freund, der seinen Wissensdrang versteht. Aber der kann ihm den Weg nach Moskau auch nicht ebnen. Michail aber ist fest entschlossen, sich den Zugang zu den Wissenschaften zu erkämpfen. Der Vater jedoch will den einzigen Nachkommen nicht verlieren und beschließt, ihn durch eine Heirat zu binden. Ein Grund mehr für den jungen Mann, seinen Aufbruch nach Moskau zu beschleunigen. Heimlich stiehlt er sich bei größtem Schneesturm aus dem väterlichen Haus. Sein Reisegepäck besteht aus seinen zwei geliebten Büchern, drei Rubeln und einem Pass, der ihm vom Cholmogorsker Woiwoden für ein Jahr ausgestellt worden war.

3. Lehrjahre
Lomonossow hat sein Ziel erreicht. Zu Beginn des Jahres 1731 wird er Schüler der Moskauer Spasski-Schule, der ältesten Lehranstalt Russlands. Was tut's, dass er sich dafür als Adelsspross ausgeben muss! Ungeachtet seines Alters beginnt Michails Studium in der untersten Klasse der Pfarrer. Auf dem Stundenplan stehen Latein, Singen nach Noten, Geografie, slawische Sprachen und Arithmetik. Seine Lebensumstände sind mehr als ärmlich.

Es sind harte Jahre für den wissensdurstigen Mann, zumal er weiß, dass zu Hause der inzwischen wohlhabende Vater auf ihn wartet. Die sieben Klassen absolviert er spielend in fünf Jahren und schließlich werden seine Zielstrebigkeit und besondere Intelligenz belohnt. Nicht nur Taras Postnikow, Doktor der Philosophie und Medizin und der einzig weltliche Lehrer an der Spasski-Schule, fördert den wissbegierigen Schüler, auch der wegen seiner Strenge gefürchtete Erzbischof von Nowgorod. Er sieht in dem jungen Mann den wissenschaftlichen Hoffnungsträger Russlands. Außerdem verbindet die drei ihre glühende Verehrung für den verstorbenen Zaren Peter der Große mit dessen Tod auch Russlands Reform- und Bildungspolitik zum Erliegen gekommen ist. Dem Erzbischof verdankt es Michail Lomonossow, dass er seine Studien fortsetzen kann, obwohl seine bäuerliche Herkunft bekannt geworden ist. Michail wird für drei Monate an die Kiewer Universität und danach mit zwölf weiteren Spasski-Schülern nach St. Petersburg an die Akademie der Wissenschaften delegiert.

4. Student in Marburg
Michail Lomonossow ist mit zwölf weiteren Spasski-Schülern an die Petersburger Akademie der Wissenschaften delegiert worden. So sparsam der verstorbene Zar Peter der Große auch immer war, bei der Förderung der Wissenschaften geizte er nicht. Die Akademie verfügt über die besten physikalischen und astronautischen Instrumente und namhafte europäische Gelehrte. Michail und seine Mitstudenten müssen ihren Lebensunterhalt mit fünf Rubel pro Person und Monat bestreiten. Am Zarenhof aber wird das Geld verprasst oder in den Krieg gegen die Türken gesteckt. Zu dieser Zeit ist Michail 24, sein bester Freund Dmitri 16 Jahre alt. Nicht zuletzt der Anerkennung des genialen Gelehrten Leonard Euler hat es der wissbegierige und begabte Lomonossow zu verdanken, dass er 1733, nur sechs Monate nach Beginn seiner Studien an der Akademie, gemeinsam mit Dmitri zum Studium nach Freiburg in Deutschland delegiert wird, wo sich die Russen beim Bergbaurat Friedrich Heckel weiterbilden sollen. Zwischenstopp ist Marburg. Hier studieren die beiden jungen Männer zunächst unter der Leitung von Professor Wolff Metallurgie und Chemie.

Michail und Dmitri werden schnell heimisch in der deutschen Studentenstadt und schlagen, wie alle anderen auch, gelegentlich einmal über die Stränge. Im Hause ihrer Wirtin, Frau Zilch, trifft Michail ihre Tochter Elisabeth, das Mädchen, das ihn schon einmal bei einer kurzen Begegnung in Bann gezogen hat. Michail und Elisa verlieben sich ineinander. Am 4.10.1738 schickt Professor Wolff die erste Dissertation seines Studenten Lomonossow an die Petersburger Akademie: eine sehr ungewöhnliche Betrachtungsweise über den Aufbau der Materie. Im Haus der Witwe Zilch spitzt sich während dessen die Situation zu. Elisa soll einen ungeliebten, aber vermögenden alten Mann heiraten. Dmitri warnt Michail um der Wissenschaft Willen davor, sich einzumischen.

6. Der Durchbruch
Im Juni 1741 kehrt Michail Lomonossow nach St. Petersburg zurück. Vieles hat sich in den vier Jahren seiner Abwesenheit verändert. Die russische Akademie hat unter der Leitung Schuhmachers ihre besten Professoren verloren. Lomonossow wird zunächst mit anspruchslosen Katalogisierungs- und Übersetzungsaufgaben beauftragt.
Mehr als einmal hat er heftige Auseinandersetzungen mit den Akademiemitgliedern. Erst nach einer Eingabe an den Senat wird Michail 1742 zum Adjunkten ernannt. Trotz kurzem Arrest lässt sich der widerspenstige, von der Wissenschaft geradezu besessene Lomonossow nicht unterkriegen.

Schmerzlich berührt ihn Elisas Nachricht aus Marburg, dass ihr Sohn Iwan, von dessen Existenz Michail bisher nichts wusste, nach nur fünf Lebensmonaten verstorben ist. Freunde bestärken Lomonossow, seine verzweifelte Frau und sein Töchterchen nach Russland zu holen. Sie treffen im Herbst 1743 ein.

Zwei Jahre später, im Juli 1745, ernennt der Senat auf ein Gutachten des berühmten Prof. Euler hin den 34-jährigen Michail Lomonossow zum Professor. 1758 veröffentlichen Mitstreiter und einstige Schüler Lomonossows an der drei Jahre zuvor gegründeten Moskauer Universität sein Lebenswerk.

7. Ruhm und Ehre
Während der Regierungszeit Elisabeth Petrownas, der jüngsten Tochter des Zaren Peter der Große, erlebt Lomonossows Wirken seine Blütezeit. In der Wissenschaft, in der Aufklärung, in der Poesie - überall tritt er mit bahnbrechenden Werken hervor.

Auf seine Initiative werden Werften und Fabriken gebaut, auch die von ihm zeitlebens geliebte Glasfabrik. Vorbei sind die Jahre der Armut. Lomonossow ist nicht nur in Russland berühmt, sondern auch im europäischem Ausland. Unermüdlich bemüht er sich darum, die unerträglichen Ausbildungszustände an Schulen und Gymnasien sowie an der Akademie zu beseitigen, kämpft unerschrocken gegen Korruption und Dilettantismus - auch in den eigenen Reihen - an.

Freunde macht er sich damit nicht. Elisa und ihre Kinder bekommen Michail nur selten zu Gesicht. Die Lebenszeit erscheint ihm zu knapp für das, was er noch tun möchte.

8. In Ungnade
Mit dem Tod Elisabeth Petrownas zu Beginn des Jahres 1762 bricht Michail Lomonossows Hoffnung zusammen, mit ihrer Hilfe die St. Petersburger Universität zu einer Stätte der Pflege und Fortsetzung seines wissenschaftlichen Werkes werden zu lassen. Er sieht den Triumph seiner Feinde voraus und die unermüdlichen Kämpfe, für die er weder Zeit noch Kraft besitzt.

Ins für Elisabeth erbaute Winterpalais zieht nun ihr Neffe und Nachfolger, Peter III., ein. Erzogen in Holstein, ist er ein glühender Verehrer des Preußenkönigs Friedrich II. und wird mit seinem Heimatland nicht warm. Unverhohlen zeigt er darüber hinaus seine Abneigung gegen seine Frau Katharina und erwägt eine Scheidung.

Dem kommt die aus Deutschland kommende Großherzogin zuvor. Sie putscht mithilfe des Garderegiments gegen ihren Mann, lässt ihn umbringen und sich von den Metropoliten zur Alleinherrscherin erklären. Lomonossow widmet ihr eine euphorische Ode. Doch sein ärgster Feind an der Akademie, Taubert, intrigiert gegen ihn bei Hofe.
Tatsächlich macht es die Zarin misstrauisch, dass Lomonossow für jeden Regenten eine Ode schrieb. Des Kampfes müde und von Krankheit gezeichnet, bittet Michail Katharina II. um seine Pensionierung. Dennoch versucht er, einen Jugendtraum in die Tat umzusetzen: Michail Lomonossow will einen russischen Atlas zusammenstellen. Darüber hinaus möchte er auch den begonnenen Mineralienkatalog zu Ende bringen. Als der Akademie-Präsident dies verhindert, erzwingt Lomonossow am Zarenhof die Antwort auf sein Abschiedsgesuch. Er beschließt Petersburg zu verlassen und mit seiner Familie aufs Land zu ziehen.

   

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